Strahlungseigenschaften von Thoriumverbindungen, die den Uranstrahlungen
ähnlich sind. Genau wie bei den Uranverbindungen schienen die Strahlen
von dem Element Thorium auszugehen.
Es stellte sich mit diesen Entdeckungen die Notwendigkeit heraus, den neuen
Strahlen einen Namen zu geben. Marie Curie verwarf den Vorschlag, sie
„Becquerelstrahlung“ zu nennen, sondern nannte die Eigenschaft der Ele-
mente „Radioaktivität“ und die Elemente, die strahlen, „radioaktiv. Die Na-
mensgebung wurde mit der Entdeckung des Poloniums veröffentlicht.
Marie und Pierre Curie untersuchten weitere Materialien wie Pechblende aus
verschiedenen Gebieten, Chalkolith, Autunit usw. Sämtliche strahlenden
Materialien enthielten Uran. Einige Materialien strahlten wider Erwarten stär-
ker als Uran. Mit den bisherigen Forschungsergebnissen stimmte diese Aus-
wertung nicht überein.
Um diesen Widerspruch aufzuklären, stellten sie reines Chalkolith her, das
eine normale Radioaktivität hatte (ca. 2 x schwächer als Uran), während die
vorher gemessene Chalkolithverbindung mit zweifacher Intensität des Urans
strahlte. Marie und Pierre Curie schlossen aus den Ergebnissen, dass die
Pechblenden (drei- bis vierfache Intensität der Uranstrahlung), das Chalkolith
und Autunit in geringer Menge eine stark strahlende Materie enthalten muss,
die von den bekannten Elementen – Uran und Thorium – verschieden ist.
Da die Analysen der Mineralien auf 1...2% genau durchgeführt werden konn-
ten, so war nach Pierre Curie zu vermuten, dass nur geringe Mengen des
neuen Elements aus dem zu untersuchenden Material zu gewinnen wäre,
d. h., aus 100 g Pechblende wäre ca. 1 g Polonium zu gewinnen. Die Wirk-
lichkeit sah anders aus. Aus 30.000 t Pechblende war, wie später festgestellt,
nur 1 g Polonium zu extrahieren, und mehrere Tonnen Pechblende mussten
getrennt werden, um 1 g Radium zu gewinnen.
Aufgrund der bisherigen Untersuchungen wurde beschlossen, das neue ver-
mutete Element aus der Pechblende zu extrahieren. Die Untersuchung wurde
wie folgt durchgeführt:
Nach Trennung der Substanzen in seine Produkte wurde eine radioak-
tive Messung vorgenommen und der am stärksten strahlende Teil wei-
ter getrennt.
Nach Trennung der Pechblende blieben zwei erhöht strahlende Substanzen
übrig, Wismut und Bariumsulfat. Käufliches Wismut und Bariumsulfat zeigten
jedoch keine strahlende Aktivität. Marie und Pierre Curie sahen dies als Be-
weis an, zwei neue radioaktive Elemente vor sich zu haben. Sie nannten das
Wismut begleitende Element Polonium (nach ihrem Geburtsland Polen) und
das dem Bariumsulfat verbundene Element Radium. Später ist ein drittes
strahlendes Element in der Pechblende von Debierne entdeckt worden, das
er Aktinium nannte.
Die gesundheitlichen Schädigungen durch die radioaktive Strahlung waren
damals noch nicht bekannt. Deshalb wurden auch keine Schutzvorrichtungen
bei den Untersuchungen mit den strahlenden Materialien vorgenommen. Es
zeigten sich deshalb bei Marie Curie die ersten Anzeichen von Strahlenschä-
den.